Pranayama

 

Was ist Pranayama?

 

 

„Pranayama bedeutet: Tanze mit Deinem Atem. Aber man tanzt nicht mit einem Fremden. Um zu tanzen, muss man miteinander eins werden. Der Atem ist mein intimster Freund, ich möchte ihn nicht kontrollieren.“                                Dr.Shrikrishna

 

 

 

Ich finde, der Satz trifft es am besten. Die allgemeine Definition ist natürlich etwas anders.

 

 

 

Pranayama ist die Lehre von der Beherrschung des Atems.

 

 

 

„prana“ ist Lebenskraft, Energie, das Prinzip von Leben und Bewusstsein

 

„ayama“ ist die Ausweitung, Verlängerung aber auch Kontrolle, sammeln (nicht zerstreuen)

 

 

 

Prana benötigt den Raum in unserem Körper. Dann ist alles im Fluß. Stört oder ärgert uns etwas, wird automatisch der Atem beeinflusst, was wiederum prana beeinflusst, zb durch Blockaden. Man kann also durchaus sagen, der Atem beeinflusst den Geist, der Geist den Atem. Bei pranayama macht man sich dies zunutze. Über die Bewegung des Atems können wir den Fluss von prana beeinflussen. Je ausgeglichener wir sind, desto ausgeglichener der Atem ist, desto weniger prana wird zerstreut. In unserem Körper, in der Nähe des Nabels, befindet sich agni (Feuer). Dieses benötigen wir um apana (Unrat, Schlacke) welcher sich im Bauchraum sammelt, zu verbrennen. Mit der Einatmung richtet sich die Flamme nach unten und verbrennt den Unrat, mit der Ausatmung richtet sich die Flamme nach oben Richtung prana und bringt die verbrannte Schlacke aus unserem Körper raus. Pranayama setzt sich aus Einatmung, Atemfülle, Ausatmung, Atemleere zusammen. Alle Teile wirken gemeinsam um apana aus unserem Körper zu entfernen und so Platz für prana zu schaffen. Durch das Verändern der Atemmuster bei pranayama, verändern wir unseren Geist. Das eigentliche Ziel von pranayama ist die Sammlung des Geistes und dadurch das bei sich behalten von prana.

 

Die Atempausen, auch genannt Atemverhaltungen (kumbhaka – „kumbha“ ist gleich Krug oder Gefäß, dass man füllen oder leeren kann) sind natürlich auch Bestandteil von pranayama. In der Verhaltung des Atems kommt der Geist zur Ruhe. Aber kumbhakas dürfen niemals auf Kosten der Ein- und Ausatmung gehen. Man kann es nur gemäß vinyasa krama schrittweise versuchen zu verlängern.

 

 

 

Phasen bei Pranayama

 

Einatmung – puraka, ist das sich füllen mit Sauerstoff (prana/Energie), puraka lässt prana auf apana teffen

 

kumbhaka mit voller Lunge (Atemfülle/Atempause) – antara-kumbhaka (antara ist gleich das innere) konzentriert die Energie und führt und hält prana bei apana

 

Ausatmung – recaka, ist das Abgeben und Verteilen sowie die Reinigung und bringt apana zu prana

 

Kumbhaka mit leerer Lunge (Atemleere/Atempause) – bahya-kumbhaka (bahya ist gleich das äußere) entspricht der Leere (sunyata), Stille und bewegt apana zu prana und hält es dort.

 

 

 

Pranayama kann durch das betonen gewisser Phasen der Atmung, anregend, beruhigend oder ausgleichend sein. Pranayama sollte so gewählt werden, dass als Ziel Ausgeglichenheit entsteht. Pranayama sollte nicht ausgeführt werden, wenn die Phase des Ausatmens unruhig und ungleichmäßig ist. Auch hier in Stufen aufbauen.

 

Wenn Einatmen und Atemfülle länger sind als Ausatem und Atemleere wirkt pranayama anregend (raja).

 

Wenn Einatmen und Atemfülle kürzer sind als Ausatem und Atemleere wirkt pranayama beruhigend (tamas).

 

Sind beide Phasen (puraka und antara-kumbhaka sowie recaka und bahya-kumbhaka) gleich lang – ist pranayama ausgleichend (sattva).

 

 

 

Um das Atemgeschehen medizinisch zu betrachten, möchte ich kurz erläutern, was im Körper beim Atmen geschieht. Je mehr Sauerstoff eingeatmet wird (je tiefer man einatmet, bewusst – zB es sagt dir in Stresssituationen jemand „atme doch tief durch“ oder unbewusst – bei Stress, Anspannung, Hektik, Unruhe, Angst, …), desto mehr Kohlendioxyd wird aus dem Körper entfernt. Und je weniger Kohlendioxyd der Körper hat, desto schwerer trennt sich der Sauerstoff vom Hämoglobin (dem Träger des Sauerstoffes im Blut). Daraus folgt, die Zellen haben weniger Sauerstoff zur Verfügung. Kommt man aber aus der Entspannung beim Yoga, oder streckt und reckt man sich früh morgens vor dem Aufstehen und atmet dabei einige Male tief durch, ist es etwas anderes. Unbewusst hält man hierbei die Atempausen ein (der Vorgang ist meist so: einatmen, strecken und dehnen der Arme oder … , ausatmen). Das ist energetisch und regt den Kreislauf an. Aber medizinisch gesehen, geschieht folgendes dabei in unserem Körper: In der Atemfülle vermehrt sich Kohlendioxyd, und dann stehen Zellen wiederum mehr Sauerstoff zur Verfügung. Das Üben von pranayama stützt und fördert somit die Zellatmung! Deshalb ist es falsch, nur zu sagen, atme tief durch oder atme tief ein und aus … dies unterstützt dann sogar die Fehlatmung die in solchen Situationen meist eh bereits schon sehr prägnant ist.

 

 

 

Aus den Veden heraus werden fünf Ströme der Lebensenergie unterschieden:

 

Prana-vayu – ist der „Hervoratem“, bewegt sich im Brustraum und regelt die Aufnahme und Austausch der Energie durch die Atmungsorgane, Haut und Verdauungsorgane

 

Vyana-vayu – ist die „durchdringende Energie“ und regelt die Verteilung der Energie nach der Aufnahme und versorgt alle Körperteile mittels Kreislauf und den Nerven

 

Samana-vayu – ist der „Zusammenatem“, die ausgleichende Energie und steuert die Verdauung und die umwandelnde Energie durch den Stoffwechsel und ist in der Unterleibsregion tätig – bringt das agni (Verdauungsfeuer) zum lodern

 

Apana-vayu – ist der „Herabatem“ – ist für die Ausscheidung zuständig, regelt die Abgabe der „Schlacke“ über Atmungsorgane und Verdauungs- wie Nieren, Haut. Man kann es mit loslassen gleichsetzen

 

Udana-vayu – ist der „Heraufatem“ – es wirkt je nach Quelle im Brustraum, Hals, Kehlkopf oder Gaumen. Es ist die Kontrolle der Energie und stützt spirituelle Entwicklung und Sprache, es beeinflusst das Nervensystem und die endokrinen Drüsen.